Vorurteile gegenüber BARF
- Die Futterstube
- 14. Mai 2023
- 5 Min. Lesezeit

Viele Tierbesitzer sträuben sich trotz der vielen positiven Eigenschaften von BARF, ihre Tiere roh zu füttern. Dies ist den weitverbreiteten Vorurteilen geschuldet. Diese wollen wir uns heute einmal anschauen. Sind sie berechtigt? Vorurteil 1: Barfen ist zu teuer: Zugegeben: eine gesunde Hundefütterung ist auf jeden Fall teurer als Trockenfutter vom Discounter. Jedoch sollte man sich immer klar darüber sein, was man dem Tier füttert. Man selbst möchte ja auch nicht jeden Tag Fast-Food essen, sondern sich eben auch bewusst, gesünder ernähren und gesunde Ernährung ist im Vergleich nun mal teurer. Aber machen wir einmal einen Vergleich zwischen den Futtersorten: BARF: Brunos Tagesration teilt sich auf in: 420gr Muskelfleisch (3,09€) 170gr Pansen (0,76€) 126gr Innereien (0,75€) 126gr Knochen (0,64€) 210gr Obst/Gemüse (0,50€) 8,4ml Öl (0,64€) 2,3ml Lebertran (0,11€) 1gr Seealgen (0,02€) = ca 6,50€ / Tag Nassfutter einer sehr bekannten Futtermarke: Fütterungsempfehlung für Bruno (43kg) : ca. 1600gr (generell benötgt Bruno aus Erfahrung immer etwas mehr als angegeben) Preis pro Dose: 5,48€ (800gr) 2 Dosen am Tag = 10,96€ (hochwertiges!) Trockenfutter einer sehr bekannten Futtermarke: Fütterungsempfehlung Bruno (43kg) : ca 350gr/Tag (generell benötgt Bruno aus Erfahrung immer etwas mehr als angegeben) Sack 2,5kg = 44€ 350gr = 6,15€ / Tag Muss ich jetzt noch etwas dazu sagen? ;) _________ Vorurteil 2: bei BARF brauch ich doch noch ganz viele andere Zusatzmittel Das rohes Fleisch allein kein BARF bedeutet, ist bekannt. Setzt man die Ration aber nach dem Beutetier zusammen, also füttert man dem Hund Muskelfleisch (und einmal die Woche Fisch), Pansen, Innereien, Knochen und Gemüse (dieses imitiert den Mageninhalt des Beutetieres) so benötigt man lediglich noch ein gutes Omega 3-6-9-Öl für ein optimales Fettsäurenverhältnis und ein Seealgenmehl zur Jodversorgung. Frisst oder verträgt der Hund keinen Fisch, benötigt man für die Vitamin-D Versorgung noch zusätzlich Dorschlebertran. Das wars. Also eigentlich nur genau 3 Zusätze. Wer sein Futter vorrichtet, kann diese Zusätze sogar mit einfrieren und muss so nur noch die Portion auftauen und verfüttern :) ________ Vorurteil 3: Barf ist für den Besitzer gesundheitschädlich Rohes Fleisch – wie nicht anders zu erwarten– ist nicht keimfrei, sondern enthält mitunter, auch krankmachende, Bakterien. Diese Keime sind aber nicht nur in dem Futter-Fleisch für BARF enthalten, sondern auch in dem Fleisch welches wir für unseren täglichen Verbrauch selbst verarbeiten. Dies ist auch der Grund, warum immer wieder auf passende Küchenhygiene im Zusammenhang mit Fleischverarbeitung hingewiesen wird. (Schneidebrett und Messer in die Spülmaschine, Hände gründlich waschen, Kinder nicht an den Hundenapf lassen) Wir geraten auch mit solchen Keimen in Kontakt, wenn wir Fleisch für uns verarbeiten. Außerdem tummeln sich eine ganze Reihe von Bakterien nicht nur in rohem Fleisch. Nein auch in Trocken-und Dosenfuttern wurden diese nachgeweisen. ________ Vorurteil 4: Rohfütterung macht den Hund aggressiv Ein sehr verbreitetes und sehr hartnäckiges Vorurteil ist, dass Rohfleischfütterung den Hund aggressiv machen soll. Kurz und knapp: Es gibt jedoch bis heute keine Studien, die einen Zusammenhang zwischen Rohfütterung und Aggressionen beziehungsweise einem erhöhten Jagdtrieb belegen. __________
Vorurteil 5: Tierärzte sind gegen BARF Richtig ist, dass Tierärzte häufig Hundebesitzer davor warnen, die Rationen selbst zu erstellen. Im Internet kursieren viele falsche Angaben wie eine richtige BARF Ration auszusehen hat. Erschreckender Weise habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass sogar die Verkäufer in BARF-Läden falsche Tipps oder Infos bzgl BARF weitergeben, gar den Besitzer einfach falsch beraten. Ist eine BARF-Ration nicht ausgewogen kann es schnell zu einer Unterversorgung kommen. Viele Tierärzte sind deshalb diesen Fütterungsmethoden skeptisch gegenüber. Vor allem auch, weil sie vermutlich nur mit den "schlechten" Folgen einer BARF Fütterung zu tun haben. Noch dazu hat sich kaum ein Tierarzt wirklich mit der BARF Methode außeinander gesetzt, geschweige denn eine Fortbildung in Hunde-/ oder Katzenernährung. Auch haben viele Tierärzte Kooperationen mit bestimmten Futtermittelhersteller. Diese Futtermittel kann man nur über den Tierarzt beziehen. Dieser hat somit einen Anteil daran, wenn diese Futter verkauft werden. Warum sollte er also einen Hundebesitzer dazu ermutigen dann zu BARFen?
_______ Vorurteil 6: Zu viel Fleisch, zu viel Protein Laut Meyer/Zentek (Authoren des Buches: die Ernährung des Hundes - (das Standardwerk in Sachen Hundeernährung)) berechnet sich der Eiweißbedarf im Erhaltungsstoffwechsel nach folgender Formel: 5 g verdauliches Rohprotein/kg KM^0,75/Tag Nehmen wir Bruno (43kg) als Beispiel: 5g * 43kg ^0,75 = 83,9gr Protein/Tag Dies stellt den Erhaltungsbedarf da. Nur weil dieser überschritten ist, heißt es noch nicht, dass eine Überversorgung statt findet. Hierfür müssten gewisse Höchstmengen überschritten werden. Diese sind jedoch für Eiweiß nicht näher definiert. Laut Meyer / Zentek liegt eine “extreme” Überversorgung vor, wenn das Tier mehr als 20–30 g Protein/kg KM zu sich nimmt. D.h. bei Bruno wären das 860gr-1290gr/Tag, was ca. 4,3–7,5 kg mageres Muskelfleisch pro Tag. Das stellt eine bis zu 14-fache Versorgung über dem Bedarfswert dar. (im Vergleich - seine aktuelle Tagesration beträgt ca 420gr Muskelfleisch) Der NRC Bedarf für Protein bezieht sich jedoch auf das verdauliche Protein. Die Verdaulichkeit der einzelnen Proteinquellen ist jedoch stark unterschiedlich. Bei Muskelfleisch geht man von einer Verdaulichkeit von 98% aus, bei Pansen von 93% und bei Knochen nur von 35-45%. Die Verdaulichkeit von pflanzlichen Protein liegt bei 60-70%. Um den Proteinbedarf des Hundes zu decken, muss der Bedarfswert also durchaus übertroffen werden. Eine Bedarfserreichung von 200% ist unproblematisch. Außerdem ist hinzuzufügen, dass bisher die Folgen einer (massiven) Überversorgung von Protein, in noch keiner Studie belegt werden konnten. Proteingehalt Trockenfutter: Wer sich einmal mit dem Proteingehalt von z.B. Trockenfutter beschäftigt, sollte vor allem beachten, dass in Trockenfutter die Trockenmasse vorliegt, während BARF als Feuchtmasse betrachtet wird. D.h. um den Proteingehalt zu vergleichen, muss der absolute Gehalt an Rohprotein berechnet werden. Es ist somit nicht möglich die Prozentzahl, die auf der jeweiligen Packung steht, direkt zu vergleichen. Berechnet man allerdings, wie viel Protein dann täglich in Gramm tatsächlich zugeführt wird, ist ein Vergleich möglich, ohne die Trockenmasse von beiden Futtersorten tatsächlich berechnen zu müssen. Beispiele: Royal Canin Maxi, 26 % Rp, 460gr /Tag = 119gr Rp Platinum Chicken, 26 % Rp, 450gr/Tag = 117gr Rp Wolfblut, Wild Duck - Ente und Kartoffel, 21% Rp, 450gr/Tag = 94,5 gr Rp Hills, Multi-Benefit No Grain, 26,5% , 500gr/Tag = 132,5gr Rp Brunos BARF Ration hat aktuell ein Rp Gehalt von: 109,1 vRp Wie ihr seht, sind die Proteingehalte in den Trockenfutter meist nochmal höher als in der BARF-Ration. Wichtig zu wissen ist noch, dass nicht Eiweiß an sich nierenschädigend ist, sondern nur die für Hunde minderwertigen Eiweiße. Leider ist es oft so, dass in Fertigfuttern auch Proteinquellen benutzt werden, die eine nicht so hohe Verdaulichkeit haben, wie Krallen, Hufe, Fell, Federn etc.. Der Proteinbedarf bezieht sich aber auf den Bedarf an verdaulichen Rohprotein, also Protein welches eine Verdaulichkeit von 100% hat. Bei minderwertigem Protein (wie z.B. Tiermehle die eine Verdaulichkeit von 50-70% haben) muss somit der Proteingehalt in diesem Falle deutlich höher liegen um den Bedarf zu decken.
Wie ihr seht, gibt es viele Gegenagumente zu den benannten BARF-Mythen. Auch kusieren im Internet noch viele weitere Vorurteile. Man muss für sich selbst entscheiden ob man diesen unbegründeten Argumenten glauben schenkt oder ob es nicht doch einmal wert ist, selbst nachzuforschen :)
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